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Vergabekultur in Deutschland

Apr. 17, 2021

Vergabekultur in der Beschaffung

Herzlich willkommen zum ersten Blogbeitrag in diesem Jahr. Das heutige Thema lautet "Vergabekultur in Deutschland". Doch gibt es überhaupt eine Art Vergabekultur? Und wenn ja, was ist damit gemeint und welche Unterschiede gibt es zwischen der öffentlichen und privatwirtschaftlichen Beschaffung? Um das zu beantworten, möchte ich von meinen persönlichen beruflichen Erfahrungen berichten.


Das Thema Beschaffung begleitet mich bereits meine komplette berufliche Laufbahn. Als Einkäufer aus der Privatwirtschaft kommend, habe ich mich vor einigen Jahren auf die Vergabe von öffentlichen Aufträgen spezialisiert. Hintergrund war ein beruflicher Wechsel zu den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) wo ich als Strategischer Einkäufer anfing. Die BVG sind einer der größten europäischen Nahverkehrsunternehmen und unterliegen als sogenannte Sektorenauftraggeber dem Vergaberecht, genauer gesagt der Sektorenverordnung (SektVO).


Der Unterschied von öffentlichen Auftraggebern zur privatwirtschaftlichen Unternehmen ist groß, insbesondere die Beschaffungs- bzw. Vergabekultur und damit das Auftreten als Kunde am Markt. Um das zu verstehen, muss man den Grundsatz des Vergaberechts verinnerlichen, steht er doch teilweise im Widerspruch zu den Zielen in der Privatwirtschaft. Oberste Prämisse als Einkäufer in der Privatwirtschaft ist es das Beste für die eigene Firma herauszuholen und Waren und Dienstleistungen zum besten Preis, in der geforderten Qualität, zum richtigen Zeitpunkt einzukaufen. In der öffentlichen Beschaffung spielen diese Ziele zwar auch eine große Rolle, aber zudem ist es notwendig dies gleichbehandelnd und transparent zu tun. Das ist eine völlig andere Herangehensweise, eine andere Beschaffungs- bzw. Vergabekultur wenn man so will.


Dieser Unterschied ist jedoch nachvollziehbar wenn man bedenkt, dass nicht private Gelder von Unternehmen, sondern öffentliche Mittel für die Beschaffung ausgeben werden (außer bei privaten Sektorenauftraggebern). Aus diesem Grund soll jeder Wirtschaftsteilnehmer einen fairen Zugang zu öffentlichen Mitteln erhalten. Doch was so wunderbar klingt, führt in der Praxis häufig zu Problemen und Unsicherheiten, sowohl bei den Bietern bei der Bewerbung um öffentliche Aufträge, als auch bei den Auftraggebern selbst. Einige Akteure auf beiden Seiten empfinden das Vergaberecht zudem als bürokratisch und störend. Die Vergabekultur hat deshalb nicht den besten Ruf. Dabei bietet eine vernünftig gelebte Vergabekultur Chancen für Unternehmen und Rechtssicherheit für öffentliche Auftraggeber und Sektorenauftraggeber.

Vergabekultur zwischen Auftraggebern und Bietern

Bei öffentlichen Ausschreibungen ziehen gelegentlich dunkle Wolken am Himmel auf, weil es zu Unstimmigkeiten zwischen Unternehmen (Bewerbern bzw. Bietern) und öffentlichen Auftraggebern kommt. Die Unternehmen ärgern sich über zu viel Bürokratie im Verfahren, die Auftraggeber wiederum über schlechte oder nicht wertbare Teilnahmeanträge und Angebote oder unsinnige Bieterfragen.

Vergabekultur Unverständnis

Doch was hat das alles mit Vergabekultur zu tun? Eine ganze Menge, denn diese Unstimmigkeiten resultieren oft daher, dass Auftraggeber und Unternehmen wenig Verständnis für die jeweilige Situation des Anderen aufbringen. Warum sind Vergabeverfahren sehr formal? Warum werden öffentliche Aufträge überhaupt mit viel Aufwand ausgeschrieben? Wie werden Bieterfragen beantwortet und was können Bieter tun um die Chancen zu erhöhen Ausschreibungen zu gewinnen?


All das sind Teile der Vergabekultur zwischen Auftraggebern und Bietern. Eine bessere Vergabekultur beider Seiten ist sehr wichtig, denn nur gemeinsam können Auftraggeber und Unternehmen die großen Herausforderungen der Zukunft meistern und erfolgreich sein. Ein gemeinsames Verständnis für beide Seiten zu schaffen, ist meiner Meinung nach eine der Kernaufgaben der Förderung einer besseren Vergabekultur und mit dieser Einstellung arbeite ich als Dienstleister für Auftraggeber und für Bieter.

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