Öffentliche Ausschreibungen erklärt
Was sind öffentliche Ausschreibungen?
Wenn Sie bisher noch nichts mit öffentlichen Aufträgen zu tun gehabt haben, werden Sie sich fragen, was öffentliche Ausschreibungen eigentlich genau sind. Das ist normal, denn wahrscheinlich hat es Ihnen bis jetzt noch niemand in Ruhe erklärt.
Der Begriff hat eine doppelte Bedeutung im Vergabewesen. Für Auftraggeber ist eine öffentliche Ausschreibung eine Verfahrensart aus dem Unterschwellenbereich. Die Schätzkosten des Auftrages erreichen den jeweiligen EU-Schwellenwert dabei nicht und deshalb muss die Leistung nur national ausgeschrieben werden. Bei dieser Verfahrensart hat jeder interessierte Bieter die Möglichkeit ein Angebot abzugeben. Eine separate Eignungsprüfung erfolgt nicht, sondern wird vom Auftraggeber im Zuge der Angebotsauswertung durchgeführt. Es ist das Pendant zum offenen Verfahren im Oberschwellenbereich.
Umgangssprachlich wird der Begriff "öffentliche Ausschreibungen" jedoch sehr viel weiter gefasst. Insbesondere wenn Bieter von öffentlichen Ausschreibungen sprechen, meinen sie in der Regel nicht die konkrete Verfahrensart aus dem Unterschwellenbereich, sondern Ausschreibungen im Allgemeinen. Es ist also ein Synonym für die Vergabe eines öffentlichen Auftrages mit allem was dazugehört egal ob national oder europaweit.
Schauen wir uns die öffentliche Ausschreibung (als weitgefassten Begriff - also die Vergabe eines öffentlichen Auftrages) einmal etwas genauer an. Erfahren Sie, welche Chancen sie bietet und wo öffentliche Ausschreibungen überhaupt zu finden sind.
Diese Aufträge sind hoch interessant
Öffentliche Aufträge bzw. öffentliche Ausschreibungen sind für Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Gründen hochinteressant, denn öffentliche Auftraggeber und Sektorenauftraggeber vergeben jährlich Aufträge im Wert von hunderten Milliarden Euro und sind damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. In einigen Bereichen hat die öffentliche Hand sogar ein Nachfragemonopol ohne dem ganze Wirtschaftsbereiche nicht existieren würden. Denken wir beispielsweise an den Straßen- und Brückenbau oder an die Ausstattung von Polizei und Bundeswehr.
Aber auch für Leistungen bei denen die öffentliche Hand in Beschaffungskonkurrenz mit der Privatwirtschaft steht, lohnen sich öffentliche Ausschreibungen für die Unternehmen. Zum einen handelt es sich um solvente Kunden und zum anderen sind die Auftragswerte in der Regel höher als bei klein- und mittelständischen Unternehmen. Der wichtigste Punkt ist jedoch, dass Bieter eine echte Chance auf einen Auftrag haben, denn die Bestandslieferanten des Auftraggebers unterliegen, anders als in den meisten Privatunternehmen, keinem besonderen Schutz. Sie müssen in der Regel bei öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen und sich somit jedes Mal erneut dem Wettbewerb stellen.
Auch das Vorurteil, dass nur Großkonzerne von öffentlichen Ausschreibungen profitieren ist falsch. Zumindest in Deutschland müssen die Auftraggeber den Mittelstand fördern und Großaufträge in kleine Häppchen - sogenannte Lose - aufteilen. Nur wenn wirtschaftliche oder technische Gründe vorliegen, dürfen solche Lose zusammengefasst werden. Aber selbst dann können kleine und mittelständische Unternehmen von öffentlichen Ausschreibungen profitieren, indem sie ggf. als Unterauftragnehmer aktiv werden.
An öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen
Wenn Sie an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen möchten, müssen Sie diese erst einmal finden. Auftraggeber schalten zu diesem Zweck sogenannte Bekanntmachungen. Für europaweite Bekanntmachungen gibt es eine verpflichtende, zentrale Plattform namens Tenders Electronic Daily (TED). Diese Plattform fungiert als "schwarzes Brett", wenn Sie so wollen. Dort finden Sie kostenlos alle Bekanntmachungen aus ganz Europa zu Bau- Liefer- und Dienstleistungsaufträgen.
Für den nationalen Bereich gibt es in Deutschland leider keine einheitliche Plattform wie TED, sondern verschiedene Portale sowie die Vergabeplattformen der einzelnen Auftraggeber. Hier ist es deutlich schwieriger passende öffentliche Ausschreibungen zu finden. Wenn Sie auch überregional an öffentlichen Aufträgen interessiert sind, sollten Sie sich für das Ausschreibungsscreening professionelle Unterstützung holen.
Generell sollten Sie bei der Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen einige Besonderheiten beachten. Da die Auftraggeber das Vergaberecht beachten und vergleichbare Angebote einholen müssen, gibt es erhebliche Unterschiede zur klassischen Angebotserstellung für die Privatwirtschaft. Was die wichtigsten Unterschiede sind und was Sie genau beachten müssen um wertbare Angebote abzugeben, erfahren Sie unter
Ausschreibungen gewinnen.
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